Zahlen Daten Fakten
Handwerkskammer

Pressemitteilung Nr. 79 vom 19.07.2018Zahlen des Handwerks 2018 vorgestellt

Rhein-Neckar-Kreis gewinnt bei Betrieben - Mannheim verliert

Ausbildungszahlen "ernüchternd"

Meisterprämie muss kommen!

Vor der Vollversammlung der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald hat Kammerpräsident Alois Jöst, Heidelberg, die aktuellen Zahlen des Handwerks der Region vorgelegt. Insgesamt 12.457 Unternehmen sind als selbstständige Handwerksbetriebe eingetragen. Nach seinen Worten arbeiten 85.900 Menschen im Handwerk, die - zusammen mit den insgesamt 4.468 Lehrlingen – einen Umsatz von 6,26 Mrd. Euro erzielen.

In den Ausführungen seines Rechenschaftsberichts machte Jöst deutlich, dass der Rhein-Neckar-Kreis der große Profiteur dieser Entwicklung sei. "Denn mit 31 Betrieben mehr sind insgesamt 6.538 Betriebe registriert, also mehr als die Hälfte. Dagegen gab es in Mannheim mit einem Minus von 95 Unternehmen einen deutlichen Rückgang auf 3.110 Handwerksbetriebe", so Jöst weiter. Dagegen sah er den Neckar-Odenwald-Kreis mit einem Plus von 5 Betrieben und die Stadt Heidelberg mit plus 2 in einer aktuell stabilen Situation. Im Kammergebiet, erläuterte Jöst, sind die Friseure weiterhin mit 1.274 Betrieben der größte Beruf, gefolgt von den Fliesen-, Platten- und Mosaiklegern (951 Betriebe),  den Kosmetikern (796 Betriebe), der Kfz-Technik (791 Betriebe) und den Elektrotechnikern (733 Betriebe).

Auffallend sei, so Jöst, dass gerade die Betriebe der Anlage A der Handwerksordnung, in denen ein Meister für die Selbstständigkeit notwendig ist, mit Minus 69 Betrieben einen deutlichen Rückgang erfahren haben. Auch die Betriebe aus der Anlage B2, den handwerksähnlichen Betrieben, mussten einen Rückgang von 53 Betrieben verzeichnen. "Demgegenüber stieg die Zahl der Betriebe aus der Anlage B1 um 65. Das sind die Betriebe, die für die Selbstständigkeit keinen Meister benötigen, ja nicht einmal mehr eine Ausbildung", macht Jöst deutlich. Zu den Gewinnern dabei gehören nach seinen Worten neben den Fotografen (plus 42) auch die Raumausstatter (plus 23) und die Gebäudereiniger (plus 12). Dieses Ergebnis werfe eine Frage auf, die auch im Vertrag der großen Koalition in Berlin angesprochen ist: nämlich die "Rückvermeisterung". Dabei machte Jöst deutlich: "Eine Rückvermeisterung ist politisch begrüßens- und wünschenswert, weil sie das Meisterprinzip stärkt. Sie muss aber verfassungs- und europafest sein. Zudem ist der Meistertitel immer noch ein Qualitätsnachweis im Handwerk, der dem Verbraucherschutz dient. Ginge man davon aus, dass es Ungelernte gleich gut können wie qualifizierte Handwerker, würde jedes Beruflichkeitsprinzip in Frage gestellt."

Die Zahlen im Bereich der Ausbildung seien "ernüchternd", stellte Jöst fest. Denn in 2017 hätten 1,7 Prozent weniger Lehrlinge ein Handwerk erlernt, „ganz genau 4.468 junge Menschen“. Davon waren 21,2 Prozent weiblich und 19,5 Prozent haben einen ausländischen Pass. Der Rückgang der neuabgeschlossenen Ausbildungsverträge, so Jöst, lag bei 2,2 Prozent, und damit im Rahmen des allgemeinen Rückgangs. "Wenn ich auf die Hitliste der Berufe schaue, dann ist der Kraftfahrzeugmechatroniker - immer noch der Traumjob eines jungen Mannes - wieder mit 654 Verträgen an der Spitze gefolgt von den Elektronikern (459 Verträge) und den Anlagenmechanikern (437 Verträge)", so der Kammerpräsident weiter.

"Bei den Meisterprüfungen lagen wir mit 489 Absolventen im Schnitt der vergangenen Jahre, trotz zurückgehender Lehrlingszahlen", analysierte Jöst. Betonte aber, dass die Gleichwertigkeit der beruflichen mit der akademischen Ausbildung immer noch auf sich warten lasse. Weiter ging Jöst auf die Einführung der Meisterprämie in Höhe von mindestens 1.500 Euro ein, wie sie Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold gefordert hat und die in Bayern bereits existiert: "Wenn es die Landesregierung ernst meint mit der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung, dann muss die Prämie schnellstmöglich kommen. Nur so kann der Meister mit dem kostenfreien Hochschulstudium konkurrieren", so Jöst wörtlich.

Neben einer kleinen Steigerung bei der Anzahl der Weiterbildungslehrgänge konnte Jöst auf das umfangreiche Beratungsangebot der Kammer verweisen und war stolz auf insgesamt 112 Sachverständige, die in 36 handwerklichen Berufen in Streitsituationen für die Gerichte und auch für Privatpersonen Gutachten erstellen.

"Angesichts der vorgelegten Zahlen sehe ich die Handwerkskammer gut aufgestellt, um die Herausforderungen der Zukunft proaktiv anzugehen und den Betrieben mit Rat und Tat in vielfältigen Situationen zur Seite zu stehen", sagte Jöst abschließend – und verwies darauf, dass die Broschüre „Zahlen des Handwerks 2018“ bei der Kammer abgerufen werden könne, aber auch im Internet einsehbar ist.

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