Die Erfolgsgeschichte eines jungen Mannes, der über viele Umwege den Weg zum Ziel findet: das Handwerk!"Selbst Verantwortung übernehmen für das eigene Handeln!"
"Ein Dankeschön sollte nichts besonderes sein, sondern selbstverständlich!"
So bedankte sich Florian Kuolt bei seinen Ausbildern und allen Beteiligten in der Bildungsakademie der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald für seine positiven Erfahrungen während der Ausbildung in den überbetrieblichen Lehrgängen und auch für die gute Vorbereitung auf die Prüfung.
"Kritik muss nichts Negatives sein, sondern ein Vorschlag zur Verbesserung. Allerdings sollte man immer sachlich bleiben, ohne die Wertschätzung des Gegenübers zu verlieren!"
Verständlich wird dieser Satz, blickt man auf den Lebenslauf von Florian Kuolt. Als 15jähriger entschied er sich, nachdem sich sein Wunsch, Polizist zu werden, aufgrund seines Alters nicht erfüllen konnte, für eine Ausbildung zum Bankkaufmann, an deren Ende das "Am-Schalter-sitzen" ihn nicht erfüllte. Nach 1 1/2 Jahren Bundeswehr zog es ihn nach Ecuador, um dort Kinder in Englisch und Mathematik zu unterrichten und vor Ort zu helfen, Spielplätze zu bauen.
Zurück in seiner Heimat arbeitete Kuolt zunächst im Back-Office eines Konzerns für Aufzüge. Danach absolvierte er eine 3 1/2jährige Weiterbildung zum Staatlich geprüften Betriebswirt, bevor er nach Stuttgart ging, um sein eigenes Verkaufsgebiet zu leiten. Rationalisierungen und Stellenkürzungen machten dies jedoch schnell wieder zunichte, woraufhin er in Baden-Baden seinen neuen Arbeitgeber fand.
Ein familiärer Einschnitt in seinem Leben warf ihn zurück und er stellte alles auf Anfang, denn seine Devise lautete: "Niemals aufgeben - und schon gar nicht rumsitzen".
Die Selbständigkeit sollte die Antwort sein auf seine Fragen "Was will ich eigentlich?" und "Wo soll der Weg hinführen?". So wollte er eigenständig ein Altenpflegeheim leiten, was sich allerdings als zu komplex herausstellte. Selbst das Studium für Religionspädagogik und Gemeindediakonie in Freiburg führte nicht zum gewünschten Erfolg, zumal sich die Selbständigkeit auf dem sozialen Arbeitsmarkt als schwierig erwies.
Als Personalleiter in einer sozialen Einrichtung konnte er weiter Erfahrungen sammeln.
"Selbst Verantwortung übernehmen für das eigene Handeln", das war weiterhin sein Traum. Und so kam es gelegen, dass im familiären Umfeld ein Nachfolger für einen laufenden Elektrobetrieb gesucht wurde. Eine Übernahme ohne die nötigen Fachkenntnisse war nicht möglich, also begann Kuolt im stolzen Alter von 32 Jahren mit Unterstützung seiner Familie eine Ausbildung zum Elektroniker mit der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik.
Es war sein Glück, einen verständnisvollen Arbeitgeber zu finden, Fehler machen zu können und daraus zu lernen. "Noch nie hatte ich so viel Spaß wie in diesem Ausbildungsberuf", was er unter anderem auf den Umgang miteinander zurückführte.
Die Ausbildung zum Elektroniker beendete Florian Kuolt im Frühjahr 2021 erfolgreich und meldete sich ohne Zögern sofort zum Meisterkurs an.
Für die deutsche Handwerkszeitung durften wir Florian Kuolt ein paar Fragen stellen.
Wie bekommt man junge Menschen dazu, ein Handwerk zu erlernen?
"Ich denke, es braucht junge engagierte Meister und Gesellen, die auch Lust zum Ausbilden haben, die noch etwas entspannter und jünger sind, wenn es um Verständnis, also ums 'Menschliche' geht, die trotzdem eine klare Vorstellung haben, was die Verantwortung in dem Beruf angeht und dies auch dem Auszubildenden beibringen kann.
Wertschätzung erhalten, Verantwortung übernehmen dürfen, das macht eine gute Ausbildung aus."
Wie kann man junge Menschen für den Beruf Elektroniker begeistern?
"Schlitze klopfen gehört zur Ausbildung, sollte aber nicht die einzige Tätigkeit bleiben. Auch Programmieren gehört zum Berufsbild des Elektronikers, aber da nicht alle Betriebe die notwendigen Ausbildungsinhalte vermitteln, können Auszubildende schnell ein falsches Bild vom Beruf erhalten. Dabei hat das Elektrohandwerk sehr viel Zukunft, speziell durch den Bereich Smart Home durch KNX. Außerdem stehen einem nach der Ausbildung so viele Wege offen, wie z.B.
- Weiterbildung zum Meister große Projekte planen
- sich selbständig machen
- einen von tausend bestehenden Betrieben übernehmen
- oder auch Ausbilder in der Bildungsakademie."
Wie wichtig war für Sie die überbetriebliche Ausbildung in der Bildungsakademie?
"Die ÜBA ist essentiell wichtig, da genau hier wichtige Themen aufgegriffen werden wie z.B. das Lernen der Bedeutung von SPS, Funktion und Anklemmen von Schützen, das weitreichende Zusammenspiel der Elektrik/Elektronik verstehen. Es ist eine optimale Ergänzung zur betrieblichen Ausbildung und die Ausbilder zeigen sehr viel Geduld und geben gerne ihr Fachwissen weiter.
Der einzige Kritikpunkt ist die Gesellenprüfung: hier wünscht man sich mehr Verständnis und Anpassung an aktuelle Gegebenheiten."
Wir danken Florian Kuolt für seine Offenheit und den Einblick in sein Leben.
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