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Pressemitteilung vom 10.09.2020Jeder sechste neue Lehrling im Handwerk ist Abiturient
Jeder sechste neue Lehrling im Handwerk der Region ist Abiturient: Verantwortung übernehmen und eigene Ideen umsetzen
Dass es Karrierewege für Abiturienten auch jenseits des Studiums gibt, dass haben sich im Jahr 2020 immer mehr junge Menschen zu Herzen genommen. Dafür sprechen die Zahlen, die die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald aktuell vorgelegt hat. Lag die Quote der neuen Auszubildenden mit Abitur 2010 noch bei 6,1 Prozent und in 2012 bei 10,3 Prozent, so stieg sie über 2014 auf 13,8 Prozent in 2017 auf 15,2 Prozent und erreichte 2020 mit 17 Prozent einen neuen Höchststand. "Konkret gefasst heißt das, dass von 1.119 neu eingetragenen Lehrlingen 190 das Abitur besitzen", so Detlev Michalke, Pressesprecher der Kammer.
Damit werde eines deutlich, so Michalke weiter: "Neben der hohen Ausbildungsbereitschaft unserer Betriebe hält das Handwerk attraktive Karriereoptionen bereit, die bis zur Selbstständigkeit führen können. Ich freue mich, dass jeder sechste neue Lehrling in unserem Kammerbezirk ein Abitur in der Tasche hat und auf eine Karriere mit Lehre setzt", verdeutlichte Michalke. Er freue sich, dass das Handwerk für Abiturienten eine echte Alternative sei. Wörtlich: "Natürlich ist im Handwerk Anpacken gefragt. Daneben steigen aber mit zunehmender Komplexität vieler Ausbildungsberufe die Anforderungen an künftige Lehrlinge. Handwerkliches Geschick, vielfältiges Spezialwissen und logisches Denken, Kreativität und Spaß am Umgang mit Menschen sind Dinge, die das Handwerk auch für angehende Abiturienten interessant machen", so der Pressesprecher weiter.
Viele hätten zudem erkannt, dass man von Anfang an gefordert werde, Verantwortung übernehmen und eigene Ideen umsetzen könne. "Dies sind nur einige Fähigkeiten, die Abiturienten bei einer Lehre im Handwerk voll entfalten können", so Michalke. "Nicht zuletzt die Neuerungen, die unsere Welt im Rahmen der Digitalisierung bereithalte, gehen auf das Handwerk zurück."
Stark vertreten sind Abiturienten in den Berufen Kfz-Mechatroniker (32 Verträge), Tischler (18), und Elektroniker (17) in der Region. Daneben sind Abiturienten im Zimmerer-Handwerk (14) ebenso gut vertreten wie im Zahntechniker-Handwerk (10). Zugleich stellte Michalke aber fest, dass gerade in so wichtigen Berufen wie Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Feinwerkmechaniker oder auch den Bauberufen es noch immer Nachhol- und vor allem Informationsbedarf gebe.
"Hier ist noch Luft nach oben", fasste er die Zahlen zusammen. Michalke wörtlich: "Ich sehe das Handwerk auf einem guten Weg, auch Abiturienten für den Weg der Ausbildung im Handwerk zu gewinnen. Zumal ihnen ja auch weitere Pluspunkte winken wie eine Lehrzeitverkürzung um bis zu einem Jahr, das Absolvieren von Zusatzqualifikationen oder sogar der ausbildungsbegleitende Besuch von Teilen der Meisterprüfungsvorbereitung."
Allerdings sei auffallend, dass viele angehende Abiturienten viel zu wenig über die vielfältigen Angebote der beruflichen Aus- und Weiterbildung im Handwerk wissen, so Michalke weiter. Gerade die demografische Entwicklung und der Trend zu Akademisierung stellten insbesondere die Fachkräftesicherung im Handwerk vor wachsende Herausforderungen. Daher bekräftigte Michalke die Forderung für das Handwerk "eine möglichst flächendeckende Berufsorientierung an den Gymnasien zu etablieren, die jungen Menschen Karrierewege auch jenseits eines Studiums aufzeigt". Denn es gebe mehr als nur das Ziel "Studieren": das Handwerk biete viele Karrierechancen, auch angesichts der Tatsache, dass viele Handwerksbetriebe in absehbarer Zeit ihren Betrieb an die nächste Generation weitergeben wollen, so Michalke abschließend.