Ein Mann mit Latzhose streicht mit einer Rolle in der Farbe grün eine Wand an.
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Pressemitteilung Nr. 78 vom 18.07.2018Das Handwerk blickt auf ein gutes 2. Quartal

Handwerkskonjunktur in der Region nimmt noch einmal ordentlich Fahrt auf

Ausbauhandwerke und Bauhauptgewerbe an der Spitze

Kammerpräsident Jöst: "Fachkräftemangel bremst das wirtschaftliche Wachstum"

Das Handwerk der Region Rhein-Neckar-Odenwald blickt auf ein erfolgreiches gutes zweites Quartal. Kammerpräsident Alois Jöst konnte den Mitgliedern der Vollversammlung - 26 Vertreter der Arbeitgeber und 13 Vertreter der Arbeitnehmer - eine insgesamt positive Bilanz vorlegen, die sich aus der vierteljährlich durchgeführten Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald ergibt. Dabei verwies Jöst darauf, dass sich gesamtwirtschaftlich erste Abschwächungstendenzen abzeichnen. Das Handwerk der Region zeigt sich unbeeindruckt davon und kann mit guten Zahlen in das dritte Quartal 2018 starten.

So konnte die ohnehin schon gute Handwerkskonjunktur im Kammerbezirk im zweiten Quartal noch einmal ordentlich Fahrt aufnehmen. So gaben 72,3 Prozent der Betriebe an, dass sie mit ihrer Geschäftslage zufrieden sind und nur 4,5 Prozent zeigten sich unzufrieden. Der Blick ins vergangene Jahr bestätigt dies: damals gaben 64,9 Prozent der Handwerker der Konjunktur eine gute Note und 10,0 Prozent die Note mangelhaft. Der Geschäftslagenindex aus positiven und negativen Äußerungen legte daher ordentlich um 12,9 Zähler zu und erzielte ein respektables Ergebnis von plus 67,8 Punkten (Vorjahr plus 54,9 Punkte).

Diese positive Entwicklung schlägt sich auch in einer weiteren Verbesserung der Auftragslage nieder. Denn, so Jöst, 41,8 Prozent verzeichneten vollere Auftragsbücher und nur 4,0 Prozent einen Rückgang. Dank der guten Auftragslage habe sich auch die Kapazitätsauslastung der Betriebe verbessert. So stieg der Anteil der Betriebe, die über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus arbeiten auf 17,9 Prozent (Vorjahr: 12,8 Prozent). Zugenommen hat auch der Anteil der Vertriebe mit einer hohen Auslastung zwischen 81 und 100 Prozent auf 48,7 Prozent (Vorjahr: 39,6 Prozent), so dass 66,6 Prozent der Betriebe nunmehr auf Höchstlast fahren. Signifikant zurückgegangen ist im Vergleichszeitraum die Zahl der Betriebe mit großen Kapazitätsfreiräumen, nämlich von 20,1 Prozent in 2017 auf 8,1 Prozent im aktuellen Quartal.

Auch bei den Investitionen lassen sich die Handwerksbetriebe nicht lumpen. Zwei von drei Betrieben haben in den letzten drei Monaten im selben Umfang wie im Jahr zuvor investiert. Jeder fünfte Handwerker erhöhte sein Budget sogar.

Diese positive Stimmung zieht sich durch fast alle Gewerbegruppen. Fünf der sieben Gruppen haben ihren Geschäftslageindex im Vergleich zum Vorjahresquartal verbessert. Den größten Zuwachs - und zwar um 23,1 Zähler - gab es beim Ausbauhandwerk, der mit plus 96,2 Punkten den besten Geschäftslageindex seit langer Zeit erzielte. Auf dem zweiten Platz folgte mit einem Plus von 14,4 Zählern das Bauhauptgewerbe mit plus 93,3 Zählern. 18,8 zusätzliche Zähler reichten dem regionalen Kfz-Gewerbe für das drittbeste Ergebnis im Branchenvergleich. Auch die Nahrungsmittelhandwerke legten deutlich zu, ebenso die Dienstleistungshandwerke. Spürbar nachgegeben hat dagegen der Index bei der Gesundheitsbranche um 14,3 Zähler auf nunmehr plus 57,9 Punkte. Beim Gewerblichen Bedarf fiel der Rückgang um 2,9 Punkte auf aktuell 50,0 Punkte dagegen kaum ins Gewicht.

Mit diesen Zahlen im Rücken schauen die Betriebe mehrheitlich optimistisch auf die künftige Lage. Zwei von drei Betrieben sind der Überzeugung, dass sich die derzeit gute konjunkturelle Entwicklung fortsetzen wird (67,7 Prozent). Und auch bei den Auftragserwartungen überwiegt der Optimismus.

Kammerpräsident Alois Jöst verwies auf die sich abzeichnenden Tendenzen. Er sah Gefahren für die Konjunktur nicht nur in protektionistischen Tendenzen. "Vor allem der Fachkräftemangel bremst das wirtschaftliche Wachstum aus", so Jöst. "Denn wenn nur die Aufträge steigen, aber nicht die Anzahl der Mitarbeiter, stoßen Betriebe irgendwann an ihre Kapazitätsgrenzen. Viele Betriebe müssen inzwischen sogar Aufträge ablehnen, weil sie nicht genügend Mitarbeiter haben", machte der Mannheimer Kammerpräsident deutlich. Er forderte daher, dass das Thema "Berufsorientierung" auch an den Gymnasien Platz greift und vor allem den Automatismus auf dem Weg in die Universität unterbricht. "Denn wir wissen alle: ein Germanist wird niemals einen Wasserhahn reparieren. Hier brauchen wir auch gute Fachkräfte, die mit dem Abitur in der Tasche ins Handwerk gehen", sagte Jöst abschließend.